Empfangsgebäude wird Servicezentrum

Stadt und WGW beleben das Bahnhofsgebäude

Der ICE-Bahnhof Wittenberge ist einer der größten Bahnhöfe im Land Brandenburg und quasi das Tor zu Wittenberge und zur gesamten Prignitz. Er ist für viele Neubürger überhaupt der Grund, in die Stadt zu ziehen, und für viele pendelnde Bürger ein täglicher Begleiter. Einziger Wermutstropfen ist bisher das sanierungswürdige Empfangsgebäude. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern.

Erstes elektrisches Licht in Wittenberge

Wittenberges Bahnhof samt Empfangsgebäude wurden 1846 am Streckenkilometer 126 der Bahnstrecke Berlin – Hamburg errichtet. Die Eisenbahn hatte der Stadt weiteren Aufschwung gebracht, und die Einwohnerzahl stieg im Jahr 1849 auf 4 071. Mit den hinzukommenden Strecken Wittenberge – Stendal (1851) und Wittenberge – Buchholz (1870) ist der Bahnhof Wittenberge zu einem wichtigen Eisenbahnknoten zwischen Berlin und Hamburg avanciert. Die 1876 errichtete Zentralwerkstatt der Berlin-Hamburger Eisenbahn war wegen der Lage auf halber Strecke zwischen Berlin und Hamburg wichtig für die Wartung, Bereitstellung und den Wechsel von Lokomotiven. Der Bahnhof fungierte sogar als Vorreiter für den Ausbau der städtischen Infrastruktur, denn hier leuchtete ab 1895 das erste elektrische Licht Wittenberges.

Nach dem Vorbild des Tempels von Akroterien

Das dreigeschossige Empfangsgebäude im klassizistischen Stil entwarf der Architekt Friedrich Neuhaus, der den First und die Traufpunkte der Giebelseiten nach dem Vorbild des griechischen Tempels von Akroterien bekrönt hat. Als gemeinsamer Bahnhof der Berlin- Hamburger und Wittenberge-Magdeburger Eisenbahn ist es deutlich größer geworden als bei den übrigen Zwischenbahnhöfen. 1873 erhielt das Gebäude einen zweigeschossigen Anbau Richtung Norden, der vor allem den prachtvollen Wartesaal für die erste und zweite Klasse umfasste. 1889 wurde hier nochmals erweitert. 1923 entstand an der Südseite die eingeschossige Eingangshalle.

„Hotspot“ des Jahnschulviertels

Das Gemeinschaftsprojekt zwischen der Stadt und der WGW mit etwa 3 500 m² Nutzfläche ist ein schwerer Brocken. Ein von der Bahn stark reduzierter Kaufpreis, aktuell ca. 300.000 EUR, machte die Verhandlungen zur städtischen Nutzung des Objektes überhaupt erst möglich. Ohne Landesförderung sind die veranschlagten 11,5 Mio. EUR nicht zu stemmen. Abstimmungen dazu sind auf gutem Wege, aber noch nicht abschließend geklärt. Das einstige gesellschaftlich-kulturelle Zentrum soll wieder belebt werden und als „Hotspot“ des Jahnschulviertels dienen. In den Planungen ist auch die Ertüchtigung der Bahnhofstraße inklusive der Stellflächen vorgesehen. Umfangreiche Sanierungen der WGW-Objekte in den angrenzenden Bereichen laufen, wie aktuell in der Goethestraße, oder wurden bereits abgeschlossen.

3 500 m² Nutzfläche

Der Haupteingang ist an der Westseite geplant und soll so eine optische Verlängerung zur Goethestraße bilden. Im Foyer werden sich der zentrale Fahrgastservice mit Mobilitätszentrale, Buchhandlung, Gastronomie, Reisebedarf und WCs befinden. Von der Südseite ist das Job-Center, das sich vertikal über drei Geschosse entwickelt, dann zu erreichen. Die Bibliothek wird in die ehemalige Mitropa-Halle ziehen und sich über zwei Geschosse erstrecken. Der Ausleihbereich wird zusätzlich durch eine Wendeltreppe erschlossen sein. Alle Räume der Deutschen Bahn, außer die Technik, werden in den Nordtrakt verlegt. Für das zweite Obergeschoss sind zudem das Technologie- und Gewerbezentrum Prignitz und anmietbare Gewerbeeinheiten geplant. Mit dem Baubeginn wird nicht vor 2020 zu rechnen sein.

 

 

 

 

 

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